Den Garten gibt es schon seit den 50er Jahren. Er ist ein Relikt der Vertreibung und man wird ihrer heutzutage immer noch gewahr, wenn man versucht, abends ins Netz zu kommen, da es ansonsten nur eine analoge Telefonleitung gibt. Da wechseln die tschechischen und deutschen Anbieter alle Minuten, so als könnten sie sich nicht entscheiden. Schlussendlich hat man meistens kein Netz, was auch besser der Bestimmung des Ortes entspricht. Abgelegen und auf einem Berg. So wollte es mein Großvater. Es ist ein winziges Dorf, was niemand kennt. Alle halbe Stunde fährt ein Automobil durch und das war es schon. Weswegen man ein Automobil besitzen muss, um sich dort versorgen zu können oder sehr festes Schuhwerk und Ausdauer. Die Buslinien halten außerhalb des Dorfes in einem anderen Dorf und fahren zwei Mal am Tag. Mein halbes Leben hat sich dort abgespielt. Ich habe dort Ski fahren gelernt mit fünf Jahren und gelernt mich in scheinbar unübersichtlichen Wäldern zurechtzufinden. In den Bücherregalen standen jahrzehntelang die Schauermärchen der 20er und 30er Jahre. Als die Enkel begannen Geisteswissenschaften zu studieren, lichteten sich die Regale. Ich konnte immerhin den "Untergang des Abendlandes" sowie einige Goethe-Ausgaben abstauben. Der Garten ist mein geheimes Gefühlsressort, aber auch Erinnerungsort für Wochen mit Freunden. Dort stapelt sich sehenden Auges Geschichte. An diesem Wochenende kam wieder neue hinzu.