Sonntag, 24. Juli 2011
Was wäre die Situation, in der ich zu dir sprechen könnte, frei und entspannt. Wie sähe das aus? Bin ich nicht selbst voller Vorurteile an dich herangetreten? Nein, das kam alles erst später. Dafür war ich zum einen auch genauso kaputt wie du damals und ziellos. Angst hattest du mir gemacht, im ersten Moment unserer Liebe, einfach nur Angst. Eine Angst, die ich ergründen musste. It takes two to tango.

Du warst dazu in der Lage, jeden schönen Moment zu brechen und in eine heillose Katastrophe zu verwandeln. Das unterschied dich vielleicht etwas von J., der mich instinktiv verletzen konnte, dann aber einfach zum Tagesgeschehen überging. Wir, du und ich, weiteten dann alles ruckzuck zum Drama aus - damit konnten wir beide emotional umgehen.

Ich hab das ja häufig nicht bemerkt und mir wurde vieles erst später klar, zum Beispiel als wir in der Strandbar saßen und du aus allen Poren geschwitzt hattest, kaum zugänglich warst, wir rauchten einen Joint und ich war falsch eingestellt auf selektiven Seretoninwiederaufnahmehemmern, weil ich die eigentlich nicht brauchte. Ich sah dich durch einen weißen Schirm von glitzerndem Serotoninsyndrom, während du versuchtest deine ersten Turkeys abzuwenden. Absurder hätte alles nicht werden und sein können.

Was wir die nächsten zwei Jahre erlebten, wurde gen Ende eine Schocktherapie. Lauf nicht durch die Nacht nur mit einem T-Shirt bekleidet, bei Minus zehn Grad oder die andere, lass dich nicht einschüchtern, weil dich jemand dreißig mal am Tag anruft. Das ist keine Liebe, das ist Angst.