Die Hysterie blieb aus, obwohl sie angesichts der Tatsache der erneuten Erkältung, sowie darauf folgender Bronchitis und eingedenk der Umstände, dass dies letztes Jahr um die gleiche Zeit geschah, mehr als berechtigt gewesen wäre. Aber was wäre es lächerlich zu glauben, es gäbe Jahrestage. Jahrestage, welche fluchartig Wiederholungen nach sich zögen. So als geschähe ein Kriegsausbruch immerfort jährlich wieder und eine Befriedung ebenso. Jetzt ist es wieder einmal vorbei für eine geraume Zeit und seit letztem Jahr hat sich prinzipiell nichts ereignet. Ich weiß zuweilen auch nicht, wie ich mit diesem Nichts umgehen soll und bin doch dabei, es zu genießen. Ich regeneriere schneller, setze meine Füße fester auf den Boden, bin entschlussfreudiger, achtsamer und klarer, als ich es je zuvor war. Geheilt - habe ich diesen Sommer festgestellt und einiges an Seiten runtergetippt. Noch nichts großartiges, nichts weltbewegendes, aber es macht sich langsam wieder und die Frage bleibt natürlich: Wohin jetzt? Wohin mit der restlichen schönen Lebenszeit und wie ausfüllen? Das mag sich etwas merkwürdig anhören. Sogar in meinen Ohren klingt es etwas verschroben und esoterisch. Aber ich kann und darf und will mich jetzt wieder allem aussetzen, was sich mir bietet, was ich gutheiße, was zu mir passt, was ich will und möchte. Keine so schlechte Ausgangsposition und das Gepäck ist geschultert, die Schuhe sind geputzt, die Kleidung müsste noch in die Reinigung, die Einladungskarten werden bald verschickt und dann wird gefeiert. In Extase, im Saloonrausch und mit schwerer Ballmüdigkeit in den Haarspitzen gen Morgengrauen wird abgeblendet. Es soll euch an nichts mangeln. Meine ganze Wohnung ist exklusiv mit Sekt benetzt.