Samstag, 6. Oktober 2012
All das kennst du zu Genüge, jede Räumlichkeit steht unter dem Beschuss deiner Erinnerungen und zurück bleiben funktionale Räume. Theater(t)räume. Die Veränderungen kommen manchmal schleichend daher und manchmal stehen sie wie eine vom Himmel gefallene Skelett-Combo mitten im Raum und müssen akzeptiert werden. Einen Haken dahinter. Es ist neu und es gefällt. Es ist anders und ich bin nicht mehr jung. Ein wenig habe ich das Gefühl, mir liefe die Zeit davon. Nicht darum, was jetzt ist oder passiert, aber darum, dass ich die Geschichten von damals vergessen könnte. Schlichtweg vergessen könnte und darum wäre es schade. Ich versuche ihnen eine Form zu geben, die mein Ensemble der Erinnerungen stützt.

PS: Das sagte doch dieser eine Sommertag zu mir: Die Erzählbarkeit. Es ist alles erzählbar geworden.



Montag, 1. Oktober 2012
Es war zu keiner Zeit vorbei. Ich begreife allmählich, während ich seine Stimme und seine Augen abtaste. Darin sind wir uns ähnlich - nach abgelegten Geständnissen gehen wir liebevoll miteinander um. Ich weiß nicht, was das im Moment mit mir macht. Es ist ihr Leid, welches ich nicht zu lindern weiß oder wüsste.
Es war zu keiner Zeit vorbei. Weder zu Beginn, noch mittendrin, noch neulich. Noch jetzt. Und es quält.

PS: Oder wie meine Tante sagte: "Deine Großmutter konnte sich nicht entscheiden."



Mittwoch, 12. September 2012
Die Hysterie blieb aus, obwohl sie angesichts der Tatsache der erneuten Erkältung, sowie darauf folgender Bronchitis und eingedenk der Umstände, dass dies letztes Jahr um die gleiche Zeit geschah, mehr als berechtigt gewesen wäre. Aber was wäre es lächerlich zu glauben, es gäbe Jahrestage. Jahrestage, welche fluchartig Wiederholungen nach sich zögen. So als geschähe ein Kriegsausbruch immerfort jährlich wieder und eine Befriedung ebenso. Jetzt ist es wieder einmal vorbei für eine geraume Zeit und seit letztem Jahr hat sich prinzipiell nichts ereignet. Ich weiß zuweilen auch nicht, wie ich mit diesem Nichts umgehen soll und bin doch dabei, es zu genießen. Ich regeneriere schneller, setze meine Füße fester auf den Boden, bin entschlussfreudiger, achtsamer und klarer, als ich es je zuvor war. Geheilt - habe ich diesen Sommer festgestellt und einiges an Seiten runtergetippt. Noch nichts großartiges, nichts weltbewegendes, aber es macht sich langsam wieder und die Frage bleibt natürlich: Wohin jetzt? Wohin mit der restlichen schönen Lebenszeit und wie ausfüllen? Das mag sich etwas merkwürdig anhören. Sogar in meinen Ohren klingt es etwas verschroben und esoterisch. Aber ich kann und darf und will mich jetzt wieder allem aussetzen, was sich mir bietet, was ich gutheiße, was zu mir passt, was ich will und möchte. Keine so schlechte Ausgangsposition und das Gepäck ist geschultert, die Schuhe sind geputzt, die Kleidung müsste noch in die Reinigung, die Einladungskarten werden bald verschickt und dann wird gefeiert. In Extase, im Saloonrausch und mit schwerer Ballmüdigkeit in den Haarspitzen gen Morgengrauen wird abgeblendet. Es soll euch an nichts mangeln. Meine ganze Wohnung ist exklusiv mit Sekt benetzt.