¶ Wait
I am a drunken driver and I am driving drunk and drunk and drunk and drunk ....
Wieviel Erinnerung lässt sich aus diesem Jahr scheffeln und wieviel will ich, darf ich davon preisgeben. Was hält davon noch stand und wo waren häufig die Enden und die Anfänge, zwischen Mustern von Revolutionen. Ja, ich mag das Wort manchmal ganz gern.
Tapsen von Tag zu Tag und den Erinnerungsstress clustern in sortierte Ordner und der anderthalb Tonnen Müll kommt raus. Ich bitte. Hier dich. Du schreibst immer aus der Ich-Perspektive. Wobei? No, it is not 2000 anymore. Das ist doch das Gestern.
Mich werden nicht alle Menschen mögen, die ich dieses Jahr getroffen habe, komplett neu getroffen und neu kennengelernt habe, aber ich habe viel Liebe erfahren, viel neues erfahren, unendlich viel dazugelernt, neue Wege beschritten und mein Herz geöffnet. Time and again. Es ist nicht leicht. Immer wieder nicht. Aber wozu sonst?
Wieviel Erinnerung lässt sich aus diesem Jahr scheffeln und wieviel will ich, darf ich davon preisgeben. Was hält davon noch stand und wo waren häufig die Enden und die Anfänge, zwischen Mustern von Revolutionen. Ja, ich mag das Wort manchmal ganz gern.
Tapsen von Tag zu Tag und den Erinnerungsstress clustern in sortierte Ordner und der anderthalb Tonnen Müll kommt raus. Ich bitte. Hier dich. Du schreibst immer aus der Ich-Perspektive. Wobei? No, it is not 2000 anymore. Das ist doch das Gestern.
Mich werden nicht alle Menschen mögen, die ich dieses Jahr getroffen habe, komplett neu getroffen und neu kennengelernt habe, aber ich habe viel Liebe erfahren, viel neues erfahren, unendlich viel dazugelernt, neue Wege beschritten und mein Herz geöffnet. Time and again. Es ist nicht leicht. Immer wieder nicht. Aber wozu sonst?
Ich bin untröstlich, aber ich muss Sie leider als Menschenfeind bezeichnen. Sie sind für mich ein Menschenfeind, dergestalt, dass Sie mit der Gesundheit eines ganzen Landes spielen. Bereits die jetzigen bürokratischen Aufwendungen für Arztpraxen sind enorm hoch und nun wollen Sie auch noch für jeden Arztbesuch 5 Euro Praxisgebühr einführen. Nun, dies werden Sie vermutlich nicht tun, sondern dies ist nur ein Hintertürchen, im Zuge dessen Sie auf eine höhere Eigenbeteiligung für Patienten pochen werden. Das ist, mit Verlaub gesagt, eine riesige Schweinerei. Denn darunter werden die Menschen leiden, die eh schon zerrüttet sind an Psyche und Soma aufgrund ihrer Krankheiten und Arztbesuche und deswegen häufig im Berufsleben ausfallen, ergo - sie schaffen damit mehr Sozialfälle als Ihnen lieb sein wird. Die FDP muss ein sehr hässliches Menschenbild besitzen, in welchem nur gesunde und starke Menschen ein Recht auf ein würdiges Dasein haben.
Sie haben heute zumindest eines erreicht - die FDP bleibt für mich und für alle Zeiten unwählbar und ich erwäge weitere Maßnahmen.
Mit freundlichen Grüßen
Sunny
Sie haben heute zumindest eines erreicht - die FDP bleibt für mich und für alle Zeiten unwählbar und ich erwäge weitere Maßnahmen.
Mit freundlichen Grüßen
Sunny
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Januar (ursprüngliche Veröffentlichung auf diesem Blog 2007, geschrieben 2003)
Sommer 02/03
Wedding. Wir ziehen in den Wedding, rief ich in den Telefonhörer und meine Mutter erwiderte erstaunt: "Ah. Das wirst du jetzt also tun."
Er sagte ständig zu mir: "Ich will in den Wedding ziehen." Ich glaube, er vermisste London.
Niemand beneidete uns darum, aber wir zogen einfach um und zusammen. Ich aus dem Friedrichshain und er aus Mitte in eine neue große von Sonne und Leichtigkeit überschwemmte Wohnung in den Wedding.
"Wedding.", sagte er und ich sprach es aus:"Wedding halt."
Am ersten Abend bestellte ich uns chinesisches Essen und rief wiederholend in den Telefonhörer: "Ja mit Pilzen und Ente kross." Er äffte mich nach und tänzelte vor Freude über die frisch abgezogenen Dielen. Die Wohnung lag direkt unter dem Dach und wir waren von allem so fern, aber genauso nah beieinander.
Das war im August gewesen und im September packte ich endlich die ersten Kisten aus. Ich hörte Nancy Sinatra – Good Time Girl und fühlte mich weit davon entfernt. Er stand in meinem Türrahmen und fragte mich: "Was ist los?"
Ich spürte, dass er mich nicht verstehen würde. Es war sinnlos. Ich musste verreisen und er hielt sich rücksichtsvoll zurück. Dabei hatten wir geplant, gemeinsam wegzufahren.
In Marseille nahm ich mir für eine Nacht ein Hotelzimmer und starrte in den Fernseher, dessen Bild so dunkel war, dass ich gar nichts erkennen konnte. Ich stand auf und beschloss essen zu gehen. Die Luft am alten Hafen war Anfang Oktober immer noch warm und die Cafés waren gefüllt. Ich ging in eines dieser Plastikplanenrestaurants und bestellte Meeresfrüchte und Wein. Wirklich getraut hatte ich mich nur, weil hier vereinzelt Gäste saßen, die ebenfalls alleine gekommen waren und gelassen aßen.
Die Kellner brachten mir auf Eis aufgetürmte Berge von toten Meerestieren – Muscheln, Krabben, Hummer, Austern und Schnecken. Ich aß langsam und trank in regelmäßigen Abständen dazu kalten Wein. Es war umständlich und ein Kellner zeigte mir, wie ich aus einem Schneckengehäuse das Fleisch herausziehen konnte. Am Nebentisch saß ein Paar und ich malte gedanklich ein Bild der Marseillaise. Sie hatte einen riesigen Kopf und darum herum einen enormen Turban von grauen Haaren gewunden. Ihr Blick war etwas überheblich und selbstgewiss. Während sie redete, malte sie Luftlöcher mit ihrem gespitzten Mund und nippte hin und wieder am Rosé. Ihre festen, aber auch faltigen Hände lagen von Ringen beschwert auf den Tischkanten. Ihr Begleiter, ihr gegenüber sitzend, verschwand hinter ihrer Erscheinung. Die Kellner gossen uns nach. Ich überlegte und kam zu dem Schluss, dass ich es tun sollte und dann ging alles blitzschnell. Ich kniete vor der Marseillaise und hielt meinen Photoapparat dicht an ihr Gesicht und drückte ab. Sie kreischte aufgebracht: "No Photo, no Photo."
Ihr gesamter massiger Körper und die Tücher um ihren Hals bebten. Ich setzte mich gelassen zurück auf meinen Stuhl und ein Kellner beruhigte sie, mich seitlich augenzwinkernd angrinsend, dass ich eine Touristin sei. Was nicht nötig gewesen wäre. Der Kellner stand geschlagene zehn Minuten neben meinem Tisch und summte eine Sommermelodie aus dem vergangenen Jahr.
Im Hotel fragte mich der Portier, ob ich noch etwas mit ihm gemeinsam trinken wolle. Ich lehnte ab und irrte durch Marseille und blieb unentschlossen vor einer Bar mit einer Regenbogenfahne stehen. Ging schlussendlich hinein und trank, Musik aus den vergangenen Sommern hörend, mich selbst unter den Tisch und ging danach schlafen.
Er empfing mich mit den Worten: "Du siehst aus wie eine Spanierin."
...
Weiße Tage. Ich hatte ihn verloren.
...
Als er weg war, blieb die Wohnung hier im Wedding.
Er wollte photographieren, das Gesicht von Europa porträtieren und mich vergessen.
Zerrissen, dachte ich. Wenn er lachte, weil ich ihn zum Lachen bringen konnte und kleine Geschenke in seinen Taschen versteckte. Ehrlich, dachte ich. Seine Augenbrauen mit drei Fingern glatt strich und die Küsse am Morgen mit dem lächelnden Gesicht.
Am letzten Morgen träumte ich nicht mehr und nahm seine Hand, seinen Arm und hielt ihn fest und ließ seine Haare durch meine Finger rieseln. Ich wollte nie mehr. Mehr.
Januar (ursprüngliche Veröffentlichung auf diesem Blog 2007, geschrieben 2003)
Sommer 02/03
Wedding. Wir ziehen in den Wedding, rief ich in den Telefonhörer und meine Mutter erwiderte erstaunt: "Ah. Das wirst du jetzt also tun."
Er sagte ständig zu mir: "Ich will in den Wedding ziehen." Ich glaube, er vermisste London.
Niemand beneidete uns darum, aber wir zogen einfach um und zusammen. Ich aus dem Friedrichshain und er aus Mitte in eine neue große von Sonne und Leichtigkeit überschwemmte Wohnung in den Wedding.
"Wedding.", sagte er und ich sprach es aus:"Wedding halt."
Am ersten Abend bestellte ich uns chinesisches Essen und rief wiederholend in den Telefonhörer: "Ja mit Pilzen und Ente kross." Er äffte mich nach und tänzelte vor Freude über die frisch abgezogenen Dielen. Die Wohnung lag direkt unter dem Dach und wir waren von allem so fern, aber genauso nah beieinander.
Das war im August gewesen und im September packte ich endlich die ersten Kisten aus. Ich hörte Nancy Sinatra – Good Time Girl und fühlte mich weit davon entfernt. Er stand in meinem Türrahmen und fragte mich: "Was ist los?"
Ich spürte, dass er mich nicht verstehen würde. Es war sinnlos. Ich musste verreisen und er hielt sich rücksichtsvoll zurück. Dabei hatten wir geplant, gemeinsam wegzufahren.
In Marseille nahm ich mir für eine Nacht ein Hotelzimmer und starrte in den Fernseher, dessen Bild so dunkel war, dass ich gar nichts erkennen konnte. Ich stand auf und beschloss essen zu gehen. Die Luft am alten Hafen war Anfang Oktober immer noch warm und die Cafés waren gefüllt. Ich ging in eines dieser Plastikplanenrestaurants und bestellte Meeresfrüchte und Wein. Wirklich getraut hatte ich mich nur, weil hier vereinzelt Gäste saßen, die ebenfalls alleine gekommen waren und gelassen aßen.
Die Kellner brachten mir auf Eis aufgetürmte Berge von toten Meerestieren – Muscheln, Krabben, Hummer, Austern und Schnecken. Ich aß langsam und trank in regelmäßigen Abständen dazu kalten Wein. Es war umständlich und ein Kellner zeigte mir, wie ich aus einem Schneckengehäuse das Fleisch herausziehen konnte. Am Nebentisch saß ein Paar und ich malte gedanklich ein Bild der Marseillaise. Sie hatte einen riesigen Kopf und darum herum einen enormen Turban von grauen Haaren gewunden. Ihr Blick war etwas überheblich und selbstgewiss. Während sie redete, malte sie Luftlöcher mit ihrem gespitzten Mund und nippte hin und wieder am Rosé. Ihre festen, aber auch faltigen Hände lagen von Ringen beschwert auf den Tischkanten. Ihr Begleiter, ihr gegenüber sitzend, verschwand hinter ihrer Erscheinung. Die Kellner gossen uns nach. Ich überlegte und kam zu dem Schluss, dass ich es tun sollte und dann ging alles blitzschnell. Ich kniete vor der Marseillaise und hielt meinen Photoapparat dicht an ihr Gesicht und drückte ab. Sie kreischte aufgebracht: "No Photo, no Photo."
Ihr gesamter massiger Körper und die Tücher um ihren Hals bebten. Ich setzte mich gelassen zurück auf meinen Stuhl und ein Kellner beruhigte sie, mich seitlich augenzwinkernd angrinsend, dass ich eine Touristin sei. Was nicht nötig gewesen wäre. Der Kellner stand geschlagene zehn Minuten neben meinem Tisch und summte eine Sommermelodie aus dem vergangenen Jahr.
Im Hotel fragte mich der Portier, ob ich noch etwas mit ihm gemeinsam trinken wolle. Ich lehnte ab und irrte durch Marseille und blieb unentschlossen vor einer Bar mit einer Regenbogenfahne stehen. Ging schlussendlich hinein und trank, Musik aus den vergangenen Sommern hörend, mich selbst unter den Tisch und ging danach schlafen.
Er empfing mich mit den Worten: "Du siehst aus wie eine Spanierin."
...
Weiße Tage. Ich hatte ihn verloren.
...
Als er weg war, blieb die Wohnung hier im Wedding.
Er wollte photographieren, das Gesicht von Europa porträtieren und mich vergessen.
Zerrissen, dachte ich. Wenn er lachte, weil ich ihn zum Lachen bringen konnte und kleine Geschenke in seinen Taschen versteckte. Ehrlich, dachte ich. Seine Augenbrauen mit drei Fingern glatt strich und die Küsse am Morgen mit dem lächelnden Gesicht.
Am letzten Morgen träumte ich nicht mehr und nahm seine Hand, seinen Arm und hielt ihn fest und ließ seine Haare durch meine Finger rieseln. Ich wollte nie mehr. Mehr.